Mysletín liegt auf einem Hügel über dem Zborovský Bach, etwa 1,5 Kilometer südwestlich von Ledenice. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen über den Ort stammen aus dem Jahr 1368 und führen uns ins 14. Jahrhundert zurück.
In dieser Zeit regierte das Adelsgeschlecht von Mysletín. Das Wappen der Familie zeigte einen menschlichen Kopf zwischen zwei Büffelhörnern. Der bedeutendste Vertreter war Jan z Mysletína (Johannes de Missletin). Die Herrschaft der Familie endete in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Anschließend ging Mysletín in den Besitz der Herren Petr und Oldřich z Rožmberka (Peter und Ulrich von Rosenberg) über. Der letzte Rosenberger, Petr Vok z Rožmberka, besaß neben Mysletín auch Herrschaftsgüter in Krumau, Netolice, Třeboň und weiteren Dörfern. Mysletín wurde in das Herrschaftsgut von Třeboň (Wittingau) eingegliedert und einem Vogt unterstellt. In dieser Zeit entstand der Plan, ein Renaissanceschloss zu errichten, ähnlich dem Schloss Litomyšl.
Während des Dreißigjährigen Krieges, der auf den böhmischen Ständeaufstand folgte, wurde Mysletín mehrfach niedergebrannt. Zahlreiche Ortschaften verschwanden damals, vermutlich auch Mysletín.
Im Jahr 1633 schlug Hauptmann Jan z Eckerstorfu aus Třeboň vor, die Ruinen für den Bau eines Schafstalls zu nutzen. Der Hof wurde zwar saniert, blieb jedoch wenig ertragreich. Nach einem erneuten Brand im Jahr 1681 war er mehrere Jahre verlassen.
Später entstand neben dem abgebrannten Hof eine kleine Siedlung. 1719 wurde an seiner Stelle ein neuer Gutshof errichtet, vermutlich nach den Plänen des Schwarzenberger Baumeisters Pavel Ignác Bayer.
In den folgenden 300 Jahren wurde Mysletín mehrfach umgebaut und erweitert, zuletzt Ende des 20. Jahrhunderts. Teile der historischen Gebäude sind bis heute erhalten. Damals gehörten rund 248 Hektar Land zum Gut.
Auch der tschechische Schriftsteller Alois Jirásek erwähnte Mysletín in seinem Werk Mezi proudy (Zwischen den Strömen).
Nach dem Zweiten Weltkrieg stand der Hof unter der Verwaltung der Tschechoslowakischen Staatsgüter. Die beeindruckende Zufahrtsstraße, die „Mysletíner Allee“, wurde unter Denkmalschutz gestellt.
1995 erwarb Johann Hochstaffl die Überreste des einstigen Vogtshofs Mysletín. Die meisten Gebäude waren Ruinen und wurden abgetragen, lediglich die beiden alten Pferdeställe blieben erhalten. Das gesamte Areal wurde aufwendig saniert, und ein moderner Rinderzuchtbetrieb entstand. In den historischen Pferdeställen werden heute erfolgreich Traber-Rennpferde und Missouri Foxtrotter gezüchtet. Durch Landkäufe und Bodentausch erstreckt sich das heutige Mysletín auf über 500 Hektar.
Damit gehört Mysletín, wie schon vor 650 Jahren, zu den eindrucksvollsten Anwesen Südböhmens.